Unterdrückt, bedroht, gepeinigt

SI-Kinomatinee zur Lage der Frauen in Afghanistan 

 

Eine Alltagssituation: Die Kinder rufen, die Bananen seien aus. Die Mutter nimmt schnell ein Kleidungsstück von der Garderobe, schnappt die Kinder und rennt zum Einkauf. 

Das Kleidungsstück ist eine Burka, die die junge Mutter komplett verhüllt. Der Weg zum Einkauf führt nicht nur durch Trümmer, sondern durch Granateneinschläge und Gewehrsalven und im Laden gibt es keinen Kredit mehr – Mutter und Kinder eilen ohne Bananen ins Haus zurück. 40 Jahre lang war und ist dies immer noch der Alltag in Afghanistan: Gewalt, ständige Bedrohung und Zerstörung bestimmen das Leben der Frauen. Der afghanische Film „Stein der Geduld“ konfrontiert mit schier unfassbaren Bildern und erzählt, wie Mädchen und Frauen täglich um das Überleben von Geist und Körper kämpfen. Denn dem Krieg vor der Tür folgt der Krieg im Haus und in der Familie. Frauen, so zeigt der Film von Atiq Rahimi, sind rechtloses Eigentum der Männer und ihrer männlichen Anverwandten - Frauen in Afghanistan leben immer im Krieg. 

Soroptimist International (SI) Lauterbach-Vogelsberg hatte im Rahmen der Vogelsberger Frauenwochen 2022 zur  Kinomatinee des Films „Stein der Geduld“ im Lichtspielhaus Lauterbach geladen, um auf die katastrophale Lage der Frauen in Afghanistan aufmerksam zu machen. Auch wegen der aktuellen Kriegsereignisse in der Ukraine kamen die Kriegsgräuel des Films besonders nah, was dem Publikum auch anzumerken war. Granatendonner und Soldatengewalt ließen den Zuschauer*innen keinen inneren Zufluchtsort. Das Publikum folgte der Protagonistin auch emotional an jeden Ort des Geschehens. 

Dr. Barbara Peters, Präsidentin von SI Lauterbach-Vogelsberg, erläuterte die Arbeit des Afghanischen Frauenvereins, der Spendenziel der Kinomatinee war und der Dank jahrzehntelanger Arbeit und Vernetzung noch immer vor Ort in Afghanistan helfen kann.

Dort ist die Lage eine einzige humanitäre Katastrophe. Armut und Elend sind so groß, dass Mütter ihre Neugeborenen und Männer ihre Nieren verkaufen, um mit dem Geld den Rest der Familie durchzubringen. Peters verlas auch den Appell der afghanischen Frauengruppe „United Voice of Women for Peace“, der sich an die deutsche Regierung richtet: „Vergesst die Frauen in Afghanistan nicht!“ Mutige und starke Frauen kämpfen vor Ort immer noch für ihre Rechte, sind daher aber gezwungen, im Untergrund zu leben, sonst droht die Tötung durch die Taliban. 

Frozan Hamidi, selbst 2014 mit drei kleinen Kindern und ohne Mann aus Afghanistan bis nach Lauterbach geflohen, begann ihre persönlichen Erlebnisse dieser Zeit direkt nach dem Abspann des Films mit den Worten: „Was Sie gesehen haben, ist alles richtig!“ Weiter berichtete sie, dass die Taliban an jede Haustür klopfen und heiratsfähige Mädchen einfach mitnehmen. In Afghanistan bedeutet das, im Alter von 12 Jahren zwangsverheiratet zu werden. Ihr eigener Vater habe sie und ihre Schwestern über ein Jahr lang im Keller versteckt, damit kein Talib sie mitnehmen kann. 

Hamidi richtete ihr Wort auch an alle Frauen aus Afghanistan, die den Weg nach Deutschland geschafft haben und den Krieg, nicht aber das patriarchale System hinter sich gelassen haben: „Ihr seid nicht allein. Hier könnt ihr frei und selbstbestimmt leben. Ihr müsst nicht jedes Jahr schwanger werden, sondern könnt eine Ausbildung machen und selbstständig entscheiden.“ 

Auch Hamidi zählt zu den afghanischen Frauen, die mit Mut und Kraft dem Schicksal begegnen, ähnlich wie die Protagonistin des Films, der sich am Ende eine Lösung bietet, die sie zumindest wieder lächeln lässt. 

 

Weitere Infos und Spendenmöglichkeit beim Afghanischen Frauenverein unter www.afghanischer-frauenverein.de

 

Foto: SI/Deibel

Steffi Dörr (links) ermöglichte die SI-Kinomatinee von „Stein der Geduld“, wofür sich SI Präsidentin Dr. Barbara Peters (Mitte) herzlich bedankte. Frozan Hamidi (rechts) bewirbt sich in Lauterbach für das Amt der Ausländer*beauftragten.

Afghanistan im Fokus: Informative Kinomatinee im Rahmen der Vogelsberger Frauenwochen 2022

Soroptimist International (SI) Lauterbach-Vogelsberg lädt ein zur Kinomatinee des Films „Stein der Geduld“ am Sonntag, den 13. März 2022 um 11 Uhr im Lichtspielhaus Lauterbach.
Sowohl vor als auch nach dem Film, wird über die aktuelle Lage in Afghanistan informiert. Der Eintritt ist frei, um Spenden für den Afghanischen Frauenverein e.V. wird gebeten.
Der Titel des Films von Atiq Rahimi zitiert eine afghanische Legende, nach der man einem Stein der Geduld seine innersten Gefühle offenbaren kann, bis dieser zerspringt und den Menschen von allem Ballast befreit. Eine junge Frau muss sich um ihren im Koma liegenden Mann kümmern und beginnt, ihm alles zu erzählen, was sie belastet. Ihr Mann, der sie wie Besitz behandelt hat, wird zu ihrem „Stein der Geduld“. Dem Regisseur gelingt mit diesem Film ein Kammerspiel über die Ohnmacht, den Schmerz, aber auch den Überlebenswillen der Frauen in Afghanistan.
„Wir haben viele Frauen, die auch Kämpferinnen sind!“ unterstreicht ebenfalls Nadia Nashir-Karim, die vor rund 30 Jahren den Afghanischen Frauenverein e.V. gegründet hat, für dessen Arbeit sich seit 2017 auch Herbert Grönemeyer als Botschafter einsetzt. Die humanitäre Hilfsorganisation finanziert u.a. Kliniken, Ärzt*innen und Pflegepersonal, baut Brunnen und Schulen. Die Spenden, die im Rahmen der SI-Kinomatinee eingesammelt werden, gehen direkt an die Organisation. Ein Filmtrailer mit Informationen über den Verein und dessen Engagement in dieser Zeit der humanitären Katastrophe in Afghanistan wird vor dem Film gezeigt. Im Anschluss an „Stein der Geduld“ wird Frozan Hamidi, 2014 allein mit drei kleinen Kindern aus Afghanistan geflohen, kurz ihre persönlichen Eindrücke der Lage in ihrer alten Heimat schildern.
Bitte melden Sie sich an über die kostenfreie KinoHotline 0800 080 1010 (tägl. 9:00 bis 18:00 Uhr) oder per Email an post@lichtspielhaus-lauterbach.de (bitte bis einen Tag vor der Vorstellung). Es gelten die tagesaktuellen Corona-Verordnungen.
Weitere Infos zum Afghanischen Frauenverein unter www.afghanischer-frauenverein.de

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